
Station 1: Das Zementwerk

Abb. 19: Eingang des Dyckerhoff-Zementwerks in Lengerich-Hohne. Quelle: T. Iwanowski.
Hier befindet sich der Start unseres Wanderweges:
Abb. 20-25: Transportmittel und infrastrukturelle Möglichkeiten in Lengerich-Hohne. Quelle: T. Iwanowski.
Hier geht unsere Exkursion entlang des Dyckerhoff-Wanderweges los. An Station 1 steht ihr am Eingang des Werkes. Das Zementwerk der Dyckerhoff AG in Lengerich-Hohne ist Teil eines großen Konzerns. Dyckerhoff betreibt insgesamt 265 Transportbetonwerke in sechs Ländern, davon über 130 in Deutschland, 15 in den Niederlanden, 3 in Luxemburg, 29 in Polen, 61 in Tschechien, 18 in der Slowakei sowie sechs Standorte in der Ukraine.
Im Dyckerhoff-Zementwerk in Lengerich gibt es etwa 200 Arbeitsplätze. Viele Arbeitsplätze entstehen jedoch auch durch die Anstellung von Zuliefererbetrieben und Dienstleistern wie beispielsweise Tischlereien, Logistikunternehmen oder Landschaftsgärtnern. Dadurch sind gut 1500 Arbeitsplätze indirekt vom Werk abhängig. Viele Anwohner finden hier eine Anstellung bei einer recht hohen Entlohnung. Zudem zahlt das Unternehmen hohe Summen an Gewerbesteuern an die Gemeinde Lengerich. Zusammenfassend ist die Zementindustrie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region um Lengerich.
Etwa 1,8 Millionen Tonnen Kalk- und Zementprodukte werden jährlich in dem Werk hergestellt. Das wären vom Gewicht her gut 1,2 Millionen PKW. Dadurch übernimmt es als eines von wenigen nördlichen Zementwerken die Versorgungsfunktion von 3,2 Millionen Menschen im Nordwesten Deutschlands. Durch die verkehrsgünstige Lage lässt sich der hergestellte Zement per Güterzug und LKW in die umliegenden Ballungsräume transportieren. Münster, Osnabrück und auch das Ruhrgebiet sind in unter zwei Stunden erreichbar.
Nachfolgend seht ihr Bilder von verschiedenen Transportmöglichkeiten:
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Zur Geschichte:
Das Werk ist 1872 in Folge des Tunnelbaus an der Osnabrücker Straße, die von Lengerich Richtung Osnabrück führt, entstanden. Mit der Entdeckung großer Kalksteinvorkommen entscheidet sich Adolf Wicking, in der Nähe des Bahnhofs Landwirten ein großes Gelände abzukaufen und den Kalksteinabbau zu beginnen.
![]() Das Zementwerk | ![]() Abbau von Kalkstein |
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![]() Drehofen 1 |
Abb. 26-28: Ehemalige Zementherstellung in Lengerich-Hohne. Quelle: http://www.dyckerhoff-lengerich.de/online/de/Home/Wirberuns/Geschichte.html.
Aufgaben
3. Beschreibt, welchen Nutzen das Zementwerk für die umliegende Bevölkerung hat!
4. Erstellt eine Tabelle, was man mit Kalk und Zement jeweils herstellen kann bzw. wofür sie genutzt werden. (2-3 Produkte pro Material sind ausreichend.) Nehmt dafür, falls notwendig, das Internet zu Hilfe.
Kalkstein wird entweder zu Branntkalk verarbeitet oder er wird gemahlen und mit tonigen Materialien vermischt zu Zement gebrannt, welcher das Bindemittel für die Herstellung von Beton (Gemisch aus Zement, Wasser und Zuschlagstoffen wie Sand und Kies) darstellt.
Im folgenden Video könnt ihr euch anschauen, wie Kalkstein beispielhaft in einem anderen Kalksteinbruch abgebaut wird, ehe dieser zu Zement weiter verarbeitet wird. Unter der Woche ist der Wanderweg um den Steinbruch bei Hohne übrigens nicht für Wanderer freigegeben, da dann Sprengungen stattfinden wie ihr im Video sehen könnt:
Video 1: Kalksteinabbau. Quelle: Bundesverband Kalk: http://www.youtube.com/watch?v=WDedUk1MRZ0.
Doch wie wird nun Zement hergestellt?


Abb. 29-30: Zementherstellung. Quelle: http://www.dyckerhoff-lengerich.de/online/de/Home/Aktuelles/Downloads/documento2880.html.
Nachdem ihr nun gelernt habt, wie Zement hergestellt wird, geht es nun um den Rohstoff, den man entweder als Ressource oder als Reserve definieren kann:
Unter Ressourcen verstehen wir „die weltweit vorhandene Gesamtmenge eines bestimmten Rohstoffs, die künftig gewonnen werden kann.“
„Reserven sind Lagerstätten, die bereits entdeckt sind und derzeit wirtschaftlich abgebaut werden können – und auch rechtlich zum Abbau freigegeben sind.“ (Press und Siever (2008), S. 633))
Aufgabe
6. Erkläre, ob es sich bei dem hier abgebauten Kalkstein um eine Ressource oder eine Reserve handelt? Nenne drei weitere Rohstoffe, die in Deutschland abgebaut werden!
![]() gelblicher Cenoman | ![]() gelblicher Cenoman |
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![]() gelber Cenoman-Kalkstein | ![]() schwarzer Turon |
![]() schwarzbunte Wechselfolge | ![]() Übergang zwischen Cenoman & Schiefer |
Abb. 31-36: Aufschlüsse im Steinbruch Lengerich-Hohne. Quelle: T. Iwanowski.
In dem Zementwerk werden folgende Gesteine abgebaut (siehe Abb. 31-36):
- Cenoman im Westen
- Turon (im östlichen Bereich)
- schwarzbunte Wechselfolge (Schiefer)
Verarbeitung
Alle drei Rohstoffe werden im Werk in Lengerich u. a. zu Zement verarbeitet und in der Baustoffindustrie verwendet. Zement ist ein künstlich hergestelltes Bindemittel für die Baustoffe Mörtel, Estrich und Beton. Es gibt einerseits den Grauzement, welcher im Werk aus den Rohmaterialien Kalkstein, Ton, Sand und Eisenerz hergestellt wird und andererseits Tiefbohrzement. Aus dem wertvollen und alten Cenomankalkstein wird dieser hergestellt und zum Beispiel zur Abdichtung von Ölplattformbohrungen verwendet. Ölplattformen findet ihr in der Nordsee, aber auch im Golf von Mexiko. Der Zement muss dabei extremen Temperaturen und hohem Druck standhalten und dies für Jahrzehnte unter der Erdoberfläche. Er wird z. B. bei Bohrungen, um Lagerstätten zu entdecken und für die Förderung von Erdöl, Gas, Wasser und Wärme gebraucht. Die wirksame Abdichtung und Verankerung von Stahlrohren in den Bohrlöchern wird vom Zement übernommen. Der Zementmantel zwischen Bohrlochwand und Stahlrohrungen soll sicherstellen, dass das Fördergut exakt den richtigen Weg findet und gezielt in das Bohrloch hineinströmt. Seit 60 Jahren ist Dyckerhoff Spezialist für solch hochwertigen Zement.
Durch seine hohe Festigkeit, Dauerhaftigkeit und leichte Verarbeitbarkeit ist Zement sehr wichtig für die Baubranche, ob als Straße, Brücke oder Wohnhaus. Der Großteil des Zements wird zur Versorgung des Umlands, welches bis nach Bremen reicht, genutzt oder in die Niederlande in Säcken exportiert.
Jahresverbrauch an Zement:
Jeder Bürger verbraucht in Deutschland statistisch gesehen 329 kg pro Jahr Zement (Statista, 2013). Dieser Wert sinkt jedoch leicht in den letzten Jahren.
Ein steigender oder sinkender Zementverbrauch ist auch ein Indikator für den Bausektor. Wenn in Deutschland mehr gebaut wird, steigt auch der Zementverbrauch und umgekehrt.
Vor allem jedoch aufsteigende Schwellen- und Entwicklungsländer haben einen steigenden Zementbedarf. Mit 2,8 Millionen Tonnen pro Jahr weltweit ist Zement der am meisten verbrauchte Rohstoff auf der Erde.
Aufgabe
7. Nenne durch Hinzunahme der Tabelle 1 drei Länder, die mehr Zement als Deutschland verbrauchen!


Tab. 1: Zementverbrauch in ausgewählten Ländern - 1.000 t. Quelle: https://www.vdz-online.de/publikationen/zahlen-und-daten/c-zementabsatz-und-verbrauch/